Das Leben ist wie ein Buch: Wer nicht reist, liest immer nur die selbe Seite.

Sonntag, 5. September 2010

Vier Wochen Peru.






Genau vier Wochen bin ich jetzt schon in Peru. Neben überstandenen Reisedurchfällen, sonstigen Krankheiten, Erkältungen und Kommunikationsproblemen haben wir hier schon einiges erlebt. Wir durften mehrere Feste mitfeiern, traditionelle, peruanische Tänze beobachten, zu lateinamerikanischen Rhythmen in arequipenischen Diskos tanzen und unangenehmen Begegnungen mit der peruanischen Polizei machen.


Die Stadt Arequipa liegt in einem Tal umgeben von 5 Vulkanen. Besonders stolz sind die Einwohner dieser Stadt auf den Volkan Misti.
Unser Leben hier in Peru spielt sich hauptsächlich in und mit Circa-Mas, der Partnerorganisation der Diozöse Passau, ab. Die Organisation besteht aus 35 Schulen, die sich meistens in den Slums befinden, 9 Kinderheimen, einer großen Holzwerkstadt und einer Wiederaufbereitungsanlage für Müll. Zur Zeit leben wir 5 aus Deutschland mit 4 weiteren Spanierinnen in einem kleinen Häuschen auf dem Hauptgelände der Organisation. Neben einer wunderschönen Dachterasse, besitzt jeder von uns ein eigenes Zimmer mit Bad und Dusche. Auf dem Hauptgelände leben wir mit den Hauptverantwortlichen von Circa, einigen Gästen, die im Gästehaus untergebracht sind, und den jüngsten Kindern der Kinderheime. Zu jedem Essen wird man von den Kleinen mit einem lauten:" Buenos dias amigita Judith" begrüßt und es dauert nur wenige Minuten bis die Kinder an deinen Klamotten ziehen, an dir hochgrabbeln und dich dann nicht mehr loslassen. Weil in diesem Kinderheim um die 25 Kinder aber nur 3 Betreuer leben, brauchen diese Kinder, besonders die Kleinsten , sehr viel Zuwendung und Aufmerksamkeit. Es ist wunderschön zu sehen, wie die Kinder sich freuen, wenn man sie in den Arm nimmt oder sie herumwirbelt. Viele dieser Kinder besitzen nur noch ein oder kein Elternteil und tendieren dazu uns als einen Ersatz anzusehen. Weil wir aber wissen, dass unsere Zeit hier in Peru begrenzt ist und wir irgendwann diese Kinder wieder verlassen müssen, versuchen wir nicht eine alt zu enge Beziehung zu ihnen aufzubauen. Wir wollen, dass sie sich freuen, wenn wir da sind. Aber genauso glücklich sind, wenn wir nicht da sind.

Die Kleinsten auf dem Weg ins Bettchen.


Schulen
Vormittags sind wir damit beschäftigt in einigen der Schulen Englischunterricht zu geben. Bevor der wirkliche Unterricht beginnt, stellen sich alle Schüler in Reih un Glied auf dem Pausenhof auf und es wird gebetet und der/die Direktor/in halten eine Ansprache, um die Kinder zu ermutigen im Unterricht aufzupassen und auch genug zu lernen. Am Ende dieses Apells stellt sich jede Klasse in einer Reihe vor ihr Klassenzimmer auf und putzt sich bevor sie rein gehen alle die Schue ab.Die Klassenzimmer der Kinder sind sehr schön eingerichtet: überall hängen Poster, Bilder und Plakate. alles sehr schön bunt.Der Unterricht selbst ist sehr viel anders als in Deutschland. Die Kinder sind insgesamt sehr unruhig und laufen während des Unterrichts im Klassenzimmer herum. Die meisten Kinder sind relativ gut in Schach zu halten solange die Klassenlehrerin sich im Raum befindet, sobald sie aber verschwindet werden die Kinder sehr laut und für uns Deutsche ist es sehr schwer sich durchzusetzten. Die Kinder sehen uns eher als Attraktion und Abwechslung im Schulalltag an und wollen lieber mehr über uns und Deutschland wissen, als Englisch lernen.
Der Unterricht insgesamt geht sehr schleppend voran, weil die Kinder sehr sehr langsam lernen und für das Abschreiben von 15 Vokabeln manchmal eine halbe Stunde benötigen. Leider ist es meistens so, dass daheim nichts gelernt wird und bis zur nächsten Stunde die Vokabeln, die ich so gut mit ihnen gepaukt hab, nur noch eine Hand voll noch weiß.
Weil viele der Kinder daheim kein Frühstück bekommen, wird in der Pause jeder Klasse ein Sack voller Brötchen und ein Bottich mit Lactosemilch gebracht, von der sich jeder Schüler dann einen Becher nehmen darf.

Casitas (Kinderheime)
Die meisten Nachmittage verbringen wir in den Kinderheimen von Circa. Das Kinderheim, für das ich und 2 andere Deutsche (Philip und Markus) zuständig sind, heißt Santo Thomas und die Kinder dort sind so zwischen 8 bis 12 Jahre alt. Die ersten Tage waren etwas erschreckend, denn die Kinder spielen mit Glasscherben, am Fußballplatz liegen Nägel rum und an manchen Nachmitagen dürfen sie sogar Horrorfilme schauen. Sonst wird viel Fußball gespielt und auch hier hängen die Kinder ständig an einem und lassen sich schwer dazu bringen ihre Hausaufgaben zu machen. Wir planen einen Teil unserer Spenden für einen besseren und sichereren Spielplatz einzusetzen. Um den Kindern das Gefühl zu geben, dass auch sie dazu beitragen einen schöneren Spielplatz zu bekommen, werden wir mit den Kindern in der nächsten Zeit Armbänder basteln, diese nach Deutschland schicken und dort verkaufen.




Verkehr und Busfahrten in Arequipa

Das Busfahren hier in Peru ist jedesmal ein Abendteuer. Es gibt keine wirklichen Bushaltestellen, sondern man hebt einfach die Hand und dann hält der Bus fünf Sekunden an, man springt in den Bus und dann fährt er auch schon mit einem Tempo weiter. Für den Bus sind immer zwei Personen zuständig: der Busfahrer und noch ein Anderer, der an der Tür steht, ständig das Ziel des Buses den Leuten am Straßenrand zuruft und das Geld dann beim Einsteigen einsammelt.
Außerdem scheint es so, ob wer die erste Verkehrsregel hier in Peru: Wer am lautesten und am meisten hupt, darf als erstes fahren. Dazu stehen manchmal dann auch noch Polizisten am Straßenrand und pfeifen mit ihrer Trillerpfeife, um ein bisschen mehr Ordnung in das Gewusel zu bringen. Insgesamt wird sehr riskant und spät gebremst, in Kreuzungen wird einfach reingefahren in der Hoffnung, dass ein anderer hält und der Gurt wird nur provisorisch umgelegt, aber nicht festgeschnallt.

Gringos
Ursprünglich wurden so die verhassten nordamerikanischen Soldaten genannt, die im 19. Jarhundert in ihren grünen Uniformen zu Mexiko gehörenden Gebiete annektierte. Aus dem Ausruf "Green go!" der Bewohner dieser Gebiete wurde dann im Laufe der Zeit das Wort "Grongo". Mittlerweile bezeichnen die Einwohner Perus jeden hellhäutigen als Gringo. Im Normalfall ist das ein neutrales Wort, kann aber auch bei der entsprechenden Betonung zum Schimpfwort werden.So wird einem auf der Straße "Gringo" hinterher gerufen und in den Busen wird man ständig angeschaut. Als Weiße bedeuten wir für die Leute hier Reichtum und Wohlstand. So kann es leicht passieren, dass der Mann im Bus "ausversehen" vergisst einem das Restgeld zurückzugeben. Besonders im touristischen Zentrum wird den Weißen die Ware zu einem höheren Preis angeboten und obwohl Handeln hier Pflicht ist, versuchen einige von ihnen trotzdem uns alles zum Orginalpreis anzudrehen. Uns den unwissenden Weißen.


Zu guter letzt noch einige Fotos:



Einer der vielen traditionellen Tänze






traditioneller Markt




Holzwerkstatt und Toiletten bei Circa.


Mädchen von Circa in traditioneller Kleidung