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Samstag, 9. Oktober 2010

Sonnensegel, Spielplätze und Gewächshäuser



Mir geht es hier im schönen Arequipa ganz gut. Seit einem Monat arbeite ich nicht nur in den Schulen als Englischlehrerinn, sondern jeweils immer die letzte Woche jedes Monats auch mit spanischen Architekten zusammen. Geleitet wird das Projekt von Daniel und Martha, die seit 2 Jahren in in Arequipa wohnen und zusammen mit Circa Projekte in den Schulen durchführen. Gesponsert werden diese Projekte hauptsächlich von der Universität Madrid. Jedes Projekt wird zuerst beispielhaft in einer Schule durchgeführt, dabei wird versucht Lehrer, Schüler und Eltern so gut wie möglich bei einfachen Augaben wie Bäume planzen einzugliedern. Ziel aller Projekte ist es, dass Familien diese Projekte übernehmen und z.B. auch in ihren Gärten Gewächshäuser bauen. Bei vielen dieser Projekte versucht man schon vorhandenes Material und Müll zu verwenden. So werden aus alten Autoreifen Sitzgelegenheiten für die Kinder oder aus alten Plastikflaschen die Isolation für das Gewächshaus.




Greenhouse






Das Gewächshaus wurde errichtet um dort Pflanzen und Bäume zu züchten, die später auf dem Schulgelände zusammen mit den Kindern eingepflanzt werden. Die Aufgabe der Kindern ist es außerdem die Pflanzen zu gießen und zu pflegen. Die Eltern der Kinder wurden bei Bau des Gewächshauses eingebunden um ihnen die Idee und die Konstruktion zu vermitteln. Ein Erfolgserlebniss gab es hier vor ein paar Wochen, als eine Mutter berichtete, dass auch sie sich ein kleines Greenhouse in ihrem Garten gebaut hat.





Wiederverwendung von Wasser


Santo Toribio, die Schule in der alle Projekte stattfinden, liegt in den Slums von Cono Norte und verfügt, wie viele andere Schulen und Häuser über keinen funktionierenden Wasseranschluss. Aus diesem Grund wird dieser Schule von der Stadt monatlich eine bestimmte Menge an Wasser geliefert, die für Kochen, Händewaschen, Klospülen und Pflanzengießen verwendet wird. Weil dieses Wasser aber sehr knapp bemessen ist und große Mengen an Wasser z.B. beim Händewaschen der kleinen Kinder verloren geht, ist es die Idee der spanischen Architekten, dieses Wasser wiederzuverwenden z.B. um die Pflanzen zu gießen oder die Klassenzimmer zu putzen. Anstatt das saubere Wasser für die Klos zu verwenden, soll auch das dreckige Wasser der Küche zu den Toiletten der Kinder geleitet werden. Dort stehen kleine Eimer bereit, die von den Kindern mit Wasser gefüllt werden und dann anstatt der Spülung in die nichtfunktionierenden Klos geschüttet werden. Dieses Projekt ist noch in Planung, soll aber spätestens nächstes Jahr in Angriff genommen werden.


Sonnensegel


















Da die Sonneneinstrahlung hier in Arequipa sehr hoch ist, sind viele Spielplätze und Pausenhöfe durch Sonnensegel geschützt. Diese grünen Sonnensegel sind jedoch von schlechter Qualität und lassen sehr viel Sonne durch. Außerdem sind sie nicht regen- und sehr wenig windresistent. Aus diesem Grund verlieren sie spätestens nach 4 Jahren ihre Funktion und müssen unter großem und kostenspieligem Aufwand wieder erneuert werden. Diese Erneuerung wird in der Regel nicht von der Organisation Circa-mas, sondern von der Gemeinde bezahlt.
Der spanische Architekt möchte durch die Anwendung von besserem Material und einer neuen Konstruktion (gleichzeitig aber weniger Materialverbrauch) einen besseren Sonnenschutz für die Kinder errichten. Die Art der Konstruktion ist dabei dieselbe, die in München auch bei dem Olympiastadion und der Alianzarena angewendet wurde. Es ist eine dem Wind angepasste Konstruktion, die `mitschwingt`. Das Material stammt ebenso aus Deutschland. Von Deutschland wird es nach Spanien geschickt und von dort aus per Schiff nach Peru und später Arequipa gebracht.
Das Material selbst ist um einiges teuerer als das grüne, welches momentan in den meisten Schulen Arequipas als Sonnenschutz dient, jedoch ist die Konstruktion und die Zusammenstellung der Pfosten, die den Stoff aufspannen um einiges billiger, sodass im Endeffekt der Preis gleich bleibt, die Qualität aber steigt. Diese Konstruktion soll dann mindestens 10 Jahre halten.

Vor einem Monat haben wir also die allererste dieser Konstruktionen zum Schutz vor der Sonne errichtet. Neben dieser gibt es noch weitere, abgewandelte Pläne für Sonnensegel, die mobil sind und von Straßenverkäufern hergenommen werden können.

Nun, da das erste Sonnensegel fertiggestellt ist, machen wir uns daran, in dem schattigen Plätzchen einen Kinderspielplatz zu errichten. In dieser Schule ist zwar schon ein Spielplatz vorhanden, dieser ist jedoch nicht überdacht, sodass die Kinder ständig der hohen und gefährlichen Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Auch hier wollen wir in naher Zukunft ein Sonnensegel aufstellen. Um die Kinder dort bis zu diesem Zeitpunkt vor der Sonne zu schützen, haben wir profisorisch ein altes, grünes aufgehängt.



Unserer Teil der Arbeit:

Unsere Aufgabe ist es, alle Arbeiten zu verrichten, die gerade anfallen:
Stoffe zusammennähen, Löcher buddeln, meiseln, Eisen zurechtsägen und -biegen, Wasser holen und auf den staubigen Boden schuetten, um nicht an dem staub zu ersticken, Siebe Bauen, Sand sieben, flexen, Beton mischen und verteilen, ausmessen, Baeume pflanzen, nach brauchbarem Muell suchen, mit viel Kreativitaet aus dem Muell dann Spielzeuge fuer die Kinder bauen, hammern, in den Pausen mit den Kindern Volleyball spielen, Einkäufe (Nägel, Arbeitshandschuhe, Eisenstangen,Essen, Trinken) erledigen, Kies herstellen und dann aufschuetten und verteilen, den Stoff an Eisenblatten und dann an den Pfosten befestigen.



Circas Einstellung zu den Projekten

Obwohl die Organisation Circa-Mas nicht für die Kosten der Projekte aufkommen muss, der Profit und der spätere Erlös (durch Verkauf von hergestellten Sonnensegeln) der Organisation zu gute kommen soll, finden die spanischen Architekten von den Leitungen Circas nur sehr wenig Unterstützung. Es mussten einige Gespräche geführt werden, bis uns erlaubt wurde bei den Projekten mitzuarbeiten.
Ist das Sonnensegel dann mal fertig, wird man zwar gelobt, gleichzeitig aber auch einiges daran ausgesetzt.
Die 300 Liter Wasser, die wir für das Anmischen von Beton benötigten, wurden uns von der Leitung zwar bereitgestellt, jedoch waren es 300 Liter Trinkwasser, die wir damit verschwenden mussten. Ein geringer Teil der Spenden aus Spanien, Kanada und Deutschland werden zu solchen Zwecken verwendet. Aus diesem Grund liegt es in meinem großen Interesse, dass ich meine (euere) Spenden anderweitig einsetzen kann.





Hier noch einige Fotos von dem Projekt:



Edgar, der soviel arbeitet wie wir alle zusammen.