Das Leben ist wie ein Buch: Wer nicht reist, liest immer nur die selbe Seite.

Mittwoch, 3. November 2010

Puno, Titicacasee, Copacabana (Bolivien)








Die Einheimischen schwaermen hier oft von der Vielfalt, die ihr Land zu bieten hat, sei es die Natur, Die Kultur oder die Menschen; und auch in den Reisefuehrern liest man nichts anderes.
Gesehen hatten wir bis vor einer Woche nicht allzu viel davon. Umso groesser war die (Vor)freude als wir dann endlich fruehmorgens am Busbahnhof von Arequipa standen; ein Rucksack vollgepackter als der andere. Wir waren zu viert: Johannes, Felix (zwei deutsche von Circa) Judith und ich. Ja, auch Judith. Sie ist nicht nur meine Namensschwester, sondern auch in der vergangenen Woche eine gute Freundin geworden. Wie ich arbeitet auch sie als Freiwillige fuer ein Jahr in Arequipa als Englischlehrerin in den Slums. Wir haben vieles gemeinsam und wer auch an ihren Reiseberichten und Erfahrungen hier in Peru interessiert ist, kann sich ihren Blog man anschauen: www. Judithinperu.blogspot.com (ohne Bindestriche! )




Verlaesst man das schoene Arequipa und faehrt Richtung Osten, so faellt einem beim Anblick der kargen und trockenen Landschaft wieder ein, dass man sich mitten in der Wueste befindet. Das vergisst man schnell, abgelenkt von dem staendigen Getummel der Taxis, Buse und Menschen.
Vorbei an Bergen, Slums aus Blechhuetten und ploetzlich auftauchenden Seen mit Flamingos, kamen wir nach 6 stuendiger Fahrt in Puno an.
Mit unseren Ruchsaecken auf den Ruecken sahen wir aus wie richtige Touristen und wurden auch wie solche behandelt. Fuer uns war das anfangs ungewohnt; auf Dauer sogar ziemlich laestig: man wird auf Englisch angesprochen, staendig angebettelt und die Einheimischen versuchen dir irgendwelche Touritouren anzudrehen.



Dort haben wir gemerkt, wie schoen es doch in Arequipa ist, durch die Strassen zu laufen, mit den gleichen Bussen wie die Einheimischen zu fahren, neben ihnen zu leben und sich nicht als Tourist zu fuehlen.
Oft waren die Menschen doch sehr erstaunt un dann interessiert, wenn man ihnen erklaert, dass man jetzt keine Mitbringeel fuer Freunde und Familie braucht, weil man fuer ein Jahr in diesem Land leben und arbeiten wird.





Die Stadt Puno liegt direkt am Ufer des Titicacasees auf 3800 Meter Hoehe und der Tourismus hat es hier noch nicht in alle Ecken der Stadt geschafft. Dort tragen mehrere Einwohner ihre traditionelle Tracht als in Arequipa.





Am zweiten Tag fand in den Strassen Punos ein Umzug und Fest zu Ehren der Muttererde statt. Verschiedene Gruppen von circa 5o Leuten fuellten die Strassen und zogen in ihrer traditionellen Bekleidung durch die Stadt. Die Frauen tanzend voraus, die Maenner hinterher ihre Samponias (Panfloeten) spielend.
Die Stadt Puno ist bekannt fuer ihre farbenpraechtige Folklore, umso mehr haben wir uns gefreut, dass wir etwas davon miterleben durften.
Allgemein finden Peruaner zu allen Gelegenheiten einen Grund zum Feiern und Tanzen.
Diesen Teil der peruanischen Kultur liebe ich sehr, denn bei den Feiern wir viel gelacht und auch die Tatsache, dass der Muttererde ein Tag gewidmet wird, an dem man ihr fuer das Leben dankt, hat mich sehr beeindruckt und beruehrt. Gleichzeitig hat es mich auch ein wenig traurig gestimmt, dass wir in Deutschland fast vergessen haben fuer solche Dinge dankbar zu sein.




Begleitet von einem Einheimischen fuhren wir am dritten Tag unserer Reise auf dem Titicacasee in Richtung Insel Amantani. Dabai passierten wir die fuer den Titicacasee beruehmten Urus (die schwimmenden Inseln). Auf jeder dieser 35 kleinen Inseln aus Schilf leben hoechstens 8 Familien, fuer mehr ist kein Platz. Die Einwohner dieser Inseln sprechen neben der Amtssprache Spanisch auch Quechua, die Sprache der Indigenen. Deren Vorfahren lebten hauptsaechlich vom Fischfang, doch seit von andere Nationen grosse Raubfische eingestzt wurden, ist den heutigen Bewohnern der Inseln diese Art der Lebenserhaltung nicht mehr moeglich. So sind sie dem Tourismus verfallen. Mehrmals pro Woche werden sie von Touristen besucht und die Frauen verkaufen ihre Handarbeiten. Und so waren auch wir eine der vielen Touristen, von denen die Bewohner der Urus in den letzten Jahren abhaengig geworden sind.

Unser Hauptbesuch galt an diesem Tag aber der Insel Amantani, die wegen ihrer Entfernung zu Puno die am wenigsten besuchte Insel auf der peruanischen Seite des Titicacasees ist. Dort wurden wir von einer Gastmutter mit 6 Kindern herzlich aufgenommen und durften einen Tag lang ein wenig in dieser Familie mitleben und mitessen.
Eines der schoensten Erlebnisse der ganzen Reise war die Begegnung mit den Kindern dieser Familie: Ermuedet vom Bergsteigen am Nachmittag sassen Judith und ich in unserem Zimmer, als die Kinder reinspazierten und uns etwas vorsingen wollten. Nach ueberwundener Schuechternheit wurden dann die peruanische Nationalhymne sowie andere peruanisch Liedere auf Spanisch und Quechua gesungen. Im Gegenzug dazu sangen wir deutsche und englische Kinderlieder und die deutsche Nationalhymne. Die Kinder haben sich beim Klang der deutschen und englischen Sprache gekringgelt und waren so begeistert von den Liedern: 'head, shoulders, knees and toes.' und ' if you are happy and you know it clap your hands', dass wir die Lieder vier mal singen mussten ,sogar spaeter noch am Essenstisch.
Diese Kinder waren so natuerlich und unvoreingenommen uns gegenueber. Fuer sie waren wir anders und deswegen interessant, nicht aber ein Grund zu betteln oder nach Suessigkeiten zu fragen.

Am Abend dieses Tages wurde fuer die wenigen Touristen dieser Insel ein kleines Fest veranstaltet, zu dem wir alle in traditioneller Kleidung erschienen. Obwohl dieser Abend sehr touristisch ablief, war es doch fuer uns wunderschoen, denn wir haben mit den Kindern unserer Gastfamilie gespielt, gelacht und viel getanzt.
Die Insel war einer der ruhigsten Orte; ohne Autos, Fahrraeder und nur sehr wenig Elektrizitaet. So war auch der Sternenhimmel auf unserem Heimweg wunderschoen.


Zurueck in Puno ging es fuer uns am naechsten Tag weiter nach Yunguyo, einer kleinen Stadt an der Grenze zu Bolivien. Mehr oder weniger gestaerkt von einem gewoehnungsbeduerftigen echt peruanischem Fruehstueck (Bratkartoffeln mit Tunfisch und Tomaten) konnten wir am fuenften Tag endlich die Grenze zu Bolivien ueberschreiten und landeten kurz darauf im kleinen Staedchen Copacabana, dem wichtigsten Wallfahrtsort Boliviens. Dort verbrachten wir den Rest unseres Urlaubs damit die bekannte Isla del Sol (Sonneninsel, auf der der Inkagott Sonne und Mund aus einem Felsen erschuf) zu besichtigen und auf ihr zu wandern, den Aussichtspunkt Copacabanas zu besteigen und die Stadt von oben zu bewundern, durch die Strassen zu flanieren und uns in dem ein oder anderen Geschaeft mit Schmuck, Taschen und Tuechern einzudecken, Avokadobrot zu essen und eine Menge Bekanntschaften mit anderen Reisenden und Strassenhaendlern zu machen.
In dem ruhigen Staedtchen konnten wir fuer die kommenden Wochen wieder Kraft tanken.

Und: Ja, es gibt die Vielfalt Perus wirklich und sie ist wunderwunderschoen.