Das Leben ist wie ein Buch: Wer nicht reist, liest immer nur die selbe Seite.

Freitag, 10. Juni 2011

Abschied.

No es un Adios, es solo un Hasta Luego.





Wer hätte gedacht, dass 10 Monate so schnell vorbei sein können. In den ersten Wochen unseres Jahres hier in Peru standen wir noch so wacklig auf den Beinen; jetzt so fest und gerade wie wir das auch in Deutschland tuen. Das mulmige Gefühl, das ich hatte als ich den Arm ausstreckte, um den Bus herbeizuwinken oder als ich das erste Mal vor dieser rießigen Klasse von Kindern stand und unterrichten sollte oder als wir gemeinsam das erste Mal in die Kinderheime gingen und uns nur mit spanischen Wortfetzen und Händen und Füßen verständigen konnten; dieses Gefühl hat sich schon so sehr verflüchtigt, dass es mir schwer fällt mich daran zu erinnern.
Und genauso schwer sollte es mir fallen mich von meinem nun schon dritten Zuhause wieder zu verabscheiden.

Eine Freundin hatte mir das hier geschrieben:
"Es ist gut, dass dein Herz so in Peru haengt. Das heisst naemlich, dass dein Aufenthalt dort sinnvoll gewesen ist. Und dass du es vermissen wirst heisst, dass du dorthin zurueck kommen wirst, dass das Jahr nicht einfach zu Ende ist fuer dich, sondern auch in Zukunft weitergeht, ein Stein, der ins Rollen gekommen ist.

Aber bevor du nicht gehst, kannst du nicht wiederkommen."




Abschied von den Kinderheimen

Gesungen und Getanzt wurde für mich; nicht nur auf traditionelle peruanische Musik, sondern auch auf Indische. Jede Kleingruppe in Santa Teresa hatte sich etwas einfallen lassen und während der Aufführung feuerten sie sich dann gegenseitig kräftig an.
Ich hatte den Kindern als Abschiedsgeschenk Lutscher, Springseile, Straßenmalkreiden und selbstgestaltete Plakate mitgebracht. Sie beschenkten mich mit Kuscheltieren, einem kleinen Rucksack und Abschiedskarten.
Dann als es zum Abschied kam, wurde eine lange Reihe von wuselnden, kleinen Mädchen gebildet, die ich ein letztes Mal in den Arm nahm.
Weil die Kleinen nicht ganz verstanden, dass wir uns für lange Zeit nicht mehr wieder sehen werden, lag an meinem letzten Tag in diesem Kinderheim keine Abschiedstimmung in der Luft. Es wurde nicht geweint, sondern gelacht und sich über die Geschenke und die Gelegenheit zu Tanzen gefreut.






Ein wenig anders war es dann bei den größeren Mädchen aus Gorretti. Mit ihnen hatte ich besonders in den letzten Monaten sehr viel zu tun und besuchte sie mindestens dreimal pro Woche. Dadurch konnte ich Einzelschicksale besser kennenlernen und mich einigen der Kinder mehr widmen.
Auch ihnen brachte ich neben Springseilen und Fotokollagen an meinem letzten Tag eine Menge bunter Fäden und Perlen mit, dass sie in ihrer Freizeit Armbänder knüpfen können.


Der letzte Tag mit ihnen war nochmal wunderschön. Wir gingen gemeinsam zum Spielplatz, saßen lange auf der Dachterasse, schoßen Fotos, tanzten und redeten eine Menge. Am Abend dann begleiteten sie mich noch auf die Straße und wünschten mir in vielen Liedern alles Gute für meine Zukunft. Als es dann Zeit war zu gehen, da realisierten einige der Mädchen, was es bedeuten wird, wenn ich gleich gehe. Und so wurde geweint und jede wollte mir noch einmal die letzte Umarmung geben. Schnell wurden noch letzte schöne Worte wie "Ich werde dich nie vergessen" und "Ich habe euch unglaublich gern" ausgewechselt, bevor ich mich dann freiboxen musste, um ins Taxi steigen zu können.





"Du sagst du kommst wieder, Senorita Judith. Das sagen alle Franzosen, Spanier und Deutschen, die kommen und dann kehren sie doch nicht zurück. Woher weiß ich dass du wirklich wieder kommst?"

Circa wird neben den fünf deutschen Freiwilligen, die ein Jahr dort wohnen und arbeiten, in den Monaten Juni bis August von einer Gruppe Franzosen und Spaniern unterstützt. Konkret heißt das für die Kinder der Kinderheime, dass viel gebastelt, gemalt und gespielt wird. Für die Kinder ist das immer ein großes Ereignis, denn sonst gibt es während des Jahres nur Wenige, die sie regelmäßig betreuen.
Bloß hat das alles einen Hacken: Die Kinder binden sich sehr schnell an diese jungen, motivierten Menschen, die ihnen so viel Liebe und Aufmerksamkeit geben. Und dann nach ein paar Wochen oder Monaten müssen diese wieder zurück in ihr Land. Viele der freiwilligen Helfer versichern den Kindern dann, dass sie bald wieder kommen werden; vielleicht um den Kindern und sich selbst den Abschied nicht allzu schwer zu machen oder auch, weil sie es wirklich vorhaben, dann aber in ihrem Heimatland merken wie eingespannt sie sind und dass das mit der Rückkehr doch nicht so einfach war wie gedacht.
Für mich war es dann schwer den Kindern zu vergewissern, dass ich wirklich zurückkommen werde;und das so bald wie möglich.




































Ein letztes, gemeinsames Essen

In der Circazentrale wurde nochmal richtig für mich aufgekocht und so aßen wir dort ein letztes Mal gemeinsam mit der Chefin.










So sehr ist mir dieses Land mit seinen Menschen in diesem Jahr ans Herz gewachsen. Und so sehr widerstrebte sich alles in mir zu gehen; doch gleichzeitig spürte ich, dass es auch Zeit war. Gemeinsam trösteten wir uns dann mit den Worten:

"No es un Adios, es solo un Hasta Luego!"

"Es ist kein Abschied, eher ein Bis Später!"

Samstag, 4. Juni 2011

Salsaauftritt im peruanischen Fernsehen.


Seit 3 Monaten fuehrt mein Weg regelmaessig zur Tanzschule Si o Si, um gemeinsam mit Peruanern und anderen Freiwilligen Salsa zu tanzen. Anfangs waren es noch die regulaeren dreimal pro Woche; mittlerweile bin ich fast jeden Tag dort; komme frueher und gehe spaeter. Mit der Zeit sind wir als Gruppe zusammengewachsen und gute Freunde geworden; man quatscht nach dem Salsaunterricht noch lange miteinander und geht zusammen in die beste Salsadisko der Stadt.
Es war eher Zufall, dass ich letzten Donnerstag abends kurz vorbeischaute; und weil noch ein Maedchen fuer die Auffuehrung am naechsten Morgen gebraucht wurde, wurde ich sozusagen ungefragt herzlich in die Tanzgruppe aufgenommen, die sich dann aus vier Tanzlehrern und zwei Voluntaerinnen zusammensetzte.
Unsere Aufgabe sollte daraus bestehen, drei verschiedene Figuren von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden jeweils nach der Erklaerung des Tanzlehrers nachzutanzen und dann zum Abschluss eine kleine Rueda zu tanzen.

Rueda

Rueda ist ein Gemeinschaftstanz, in dem sich die Tanzpaare im Kreis aufstellen und eine Person jeweils ansagt welche Figur getanzt werden soll. Normalerweise endet jede Figur mit einem sogenannten Dile que no, in dem die Frau an den naechsten Mann weitergegeben wird.
In dieser Art des gemeinsamen Salsatanzes kann geuebt werden mit steandig wechselnden Partnern zu tanzen und sich an alle Figuren und deren Namen zu erinnern.
Ausserdem macht es einen Heidenspass gemeinsam mit Freunden zu ganz wunderbarer Salsamusik zu tanzen.


Freitag morgen trafen wir uns also in der Tanzschule und nachdem wir unsere Outfits bekommen hatten und von der Chefin geschminkt und hergerichtet wurden, ging es in das Filmstudio der Universitaet. Der Auftritt selbst dauerte nur einige Minuten, machte aber riessig Spass;
Danach waren alle unglaublich begeistert und zufrieden: "Und das naechste Mal dann in Frecuencia Latina und dann in MTV"

Sonntag, 22. Mai 2011

Das Kokablatt - in Peru, Bolivien und Kolumbien ein Teil der Kultur





Archäologische Funde bezeugen den Anbau des Kokastrauchs sowie seine medizinische und rituelle Verwendung seit rund 5000 Jahren. Besonders in den andinen Gesellschaften hat sich der magisch-religiöse Gebrauch bis heute gehalten. Er spielt sowie im alltäglichen Leben als auch bei großen Festen wie Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen ein große Rolle. Schon die Vorfahren der Einheimischen, die Inkas, nutzten die positive Wirkung des Kokas unter anderem, um ihre Arbeit auf teilweise unglaublichen Höhen besser verrichten zu können. Später missbrauchten die spanischen Eroberer, die dem Inkareich ein Ende setzten, die Wirkung dieser Pflanze, um die Leistung und Arbeitszeit ihrer Zwangsarbeiter zu steigern.
Meist gedenkt man bei der Verwendung der Kokablätter an die Verbundenheit mit der Natur. So gibt es bestimmt Rituale, die durchgeführt werden, bevor man das Koka isst z.B.: das freundschaftliche Austauschen einiger Blätter in der Gruppe. Beim traditionellen Kauen werden die getrockneten Blätter zusammen mit Vulkankalk -das die anästhesierende Wirkung verstärkt- im Mund zu einer kleinen Kugel geformt. Mit der Zeit sammelt sich also in der Backe eine mehr oder weniger große Menge an Kokamasse an, die erst ausgespuckt wird, wenn das Aroma aus den Blättern vollständig gezogen ist. Der Konsum hat etwa die Wirkung wie Kaffee (abhängig von der Menge, die man zu sich nimmt) und hilft auch besonders bei der Anpassung an die Höhe. Weil in den höheren Lagen weniger Sauerstoff in der Luft vorhanden ist, tritt oft – besonders bei Touristen- ein Kopfschmerz auf, der erst nach einigen Tagen nachlässt. Dem kann durch das Kauen von Kokablättern und dem Trinken des Kokatees (Dosierung niedriger) entgegengewirkt werden. Die allgemein positive Wirkung des Kokas kann mit dem großen Anteil an Magnesium, Calcium, Eisen, etc. begründet werden und bringt –laut der Weltgesundheitsbehörde keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen mit sich.
Das Kokablatt gehört in Peru genauso zur Kultur wie etwa die Musik, die ausdrucksreichen Tänze und das Essen. Leider wurden besonders in den letzten Jahren die Kokablätter missbraucht, um die Droge Kokain herzustellen. Aus diesem Grund wurde vor einiger Zeit in Europa der Import und das Essen der Kokablätter verboten. Zuvor hatten einige Ärzte dieses Naturheilmittler zur Heilung vieler Krankheiten verschrieben.

Brillen fuer das Kinderheim Goretti.


Mangelnde, schulische Leistungen der Kinder hier in Peru kann viele Gruende haben: keine oder zu wenig Betreuung und Unterstuetzung von der Seite der Eltern aus, eine unerkannte Leserechtschreibschwaeche, Erschoepfung, weil Nachmittags und Abends im Geschaeft der Eltern ausgeholfen werden muss und keine Zeit fuer Hausaufgaben und Entspannung bleibt..
.. oder eine Seeschwaeche.

"Señorita, soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Ich sehe nicht richtig!"; dieser Satz der 12-jaehrigen Joselin hat mich aufmerksam gemacht.

Und so ging es in den letzten zwei Wochen erst mit einzelnen und dann vorgestern mit Allen zum Augenarzt. Zuerst hatte ich geplant selbst einen Seetest zu erstellen und dann nur diejenigen zum Arzt zu begleiten, bei denen ich selbst eine Seeschwaeche feststelle. Doch wer -und ausgebildet in diesem Gebiet- koennte unterscheiden, ob ein Kind eine Seeschwaeche von o,5 hat -also nicht unbedingt eine Brille benoetigt- oder ob die Dioptrinstaerke schon 2 betraegt und das Tragen einer Brille unabdingbar ist.
Weil ich mich selbst nicht in der Lage fuehlte solch eine Entscheidung zu treffen und auch weil eine Kontrolle aller Kinderaugen einmal noetig war, machten wir also gemeinsam einen Tagesausflug ins Zentrum.
Der Arzt fand: Dioptrinstraerken von 3,4,6,7,8,9, zu grosse, ungesunde Pupillen wegen zu wenig Sonnenschutz vor der hohen Sonneneinstrahlung und beinahe Blindheit auf einem Auge (" Aber Señorita, ich sehe doch auf einem Auge ganz normal!")
Letztendlich bekamen von 28 Maedchen 22 eine Brille verschrieben.

Einige Gruende, weshalb so viele der Kinder eine Brille benoetigen, sind folgende:
Viele Kinder bei CIRCA kommen aus Familien, in denen sie vernachlaessigt wurden oder ihnen aufgrund der Verhaeltnisse (Geldmangel, verstorbene Eltern, Arbeitsalltag) keine ausreichende Versorgung und Ernaehrung ermoeglicht werden konnte. Wer sich jahrelang -besonders in seiner Entwicklungsphase- nur von Kartoffeln, Reise, Eiern und Qunia ernaehrt, dem fehlen die Vitamine, besonders Vitamin A, das zur Verbesserung der Augen beitraegt.
Weiter kommen einige der Kinder aus kleinen Doerfern in den Bergen auf ueber 4000m Hoehe. Dort ist die Sonneneinstrahlung sehr hoch; die Bevoelkerung schuetzt sich aber davor leider zu wenig. Die Pupillen gewoehnen sich an so viel Licht und weiten sich dann dementsprechende stark, um normal sehen zu koennen, wenn sich die Person unter normalen oder niedrigen Lichtverhaeltnissen befindet. Ueber laengere Zeit bedeutet das, dass sich die Pupillen nicht mehr vollstaendig verkleinern. Die kleine Julia aus einem Bergdorf in der Naehe von Cusco muss deswegen jetzt immer eine verdunkelte Brille tragen, damit das Licht ihren grossen Pupillen nicht schadet.


Meine Aufgabe waere es jetzt zu ueberpruefen, ob alle regelmaessig ihre Brillen tragen, denn viele weigern sich oder sehen es nicht ein ploetzlich eine Brille zu tragen: "Aber Señorita, ich hab doch frueher auch meine Hausaufgaben machen koennen und wenn ich nicht lesen kann, was auf der Tafel steht, setz ich mich eben vorne auf den Boden oder schreibe von meiner Nachbarin ab.", doch mein Dienst geht diese Woche zu Ende und so bleibt mir nur den Kindern von den schlechten Folgen zu erzaehlen und mir von allen versprechen zu lassen und zu hoffen, dass sie regelmaessig ihre Brillen aufsetzen.



An dieser Stelle: Vielen, vielen Dank fuer all die Spenden, von denen ich die Arztbesuche und Brillen bezahlen konnte.

Dienstag, 17. Mai 2011

"Señorita Judith, es war so schoen! Ich war noch nie im Schwimmbad!"


Da ging mir das Herz auf, als sämtliche Kinderaugen zu leuchten begannen, bei meiner Verkündigung am Essenstisch: "Wisst ihr denn alle schon, dass wir dieses Wochenende gemeinsam schwimmen gehen werden?"


Das Kinderheim Goretti, der 10-14 jährigen Mädchen liegt ganz in der Nähe des Schwimmbades, das von einem deutschen Pfarrer gestiftet wurde; doch wegen Kosten und fehlender Begleitung haben die Mädchen es noch nie ins Innere des Gebäudes geschafft, sondern laufen tagtäglich auf ihrem Weg in die Schule nur daran vorbei.

Bei der Planung unserer Wochenendaktion stellte sich schon bald das erste Problem: nur die Hälfte der Maedchen hatte einen Badeanzug. Weil Badeutensilien auch hier nicht günstig sind, entschieden wir uns in zwei Gruppen zu gehen: Eine vormittags, die Andere nachmittags. Und schon da liefen ein paar Tränchen als es darum ging, wer denn in der ersten Gruppe sein wird.

Angekommen am Schwimmbad, wurden noch schnell von den Spendengeldern die Schwimmhauben gekauft, die Einrittskarten bezahlt ("Judith, was mach ich jetzt mit dem Zettel? Kann ich den wegschmeißen oder muss ich den aufheben?") und blitzschnell landeten dann in der Umkleidekabine die Klamotten auf dem Boden, Unterhosen wurden vergessen auszuziehen und das erst bemerkt als man schon mit Bikini unter der eiskalten Dusche stand.


Es war herrlich den Mädchen dabei zuzuschauen wie sie sich mit Wasser bespritzten, tauchten, ihre ersten Schwimmversuche starteten oder Hechte ins Wasser übten, die meistens in einem Bauchplatscher endeten. Und als wir sie dann nach den drei Stunden aus dem kalten Wasser holen wollten, entwischten uns alle lachend in das nächste Becken mit einem bettelnden: "Noch 10 Minuten!"

Hungrig, erschöpft und überglücklich liefen wir dann den kurzen Weg nach Hause, wo die nächste Gruppe auf den Bikinitausch wartete.

Es ist erschreckend und gleichzeitig wunderschön zu sehen, mit wie wenig ich hier meine Mädchen glücklich machen kann: einem Besuch ins Schwimmbad, von dem sie Wochen später noch erzählen werden, eine Tüte Chips oder dass ich ihnen meinen MP3-Player für fünf Minuten ausleihe.
Es macht mich ein wenig traurig, dass für Vieles, das ich mit den Mädchen noch unternehmen wollte, keine Zeit mehr in meinen letzten zwei Wochen bleibt. Doch gleichzeitig beruhigt mich die Gewissheit, dass das Wenige, was ich ihnen geben konnte, für sie sehr viel bedeutet.

Meine Familie zu Besuch in Peru



Man gewoehnt sich so schnell an sein Leben hier, an die Peruaner und daran dass man seine Familie vom einen auf den anderen Tag fuer lange Zeit nicht mehr sieht. Und genauso realisiert man es dann nicht, wenn sie auf einmal am Flughafen stehen und auf dich warten. Das Wiedersehen war wunderschoen!

Die erste Woche verbrachten meine Mama und meine Tante in Arequipa bis mein Vater eine Woche spaeter nachkam und wir nach drei weiteren Tagen uns dann gemeinsam auf die Reise machten.

Arequipa



Wie ein Tourist bin ich mit ihnen durch die Stadt gestapft und wer haette gedacht, dass ich vieles ploetzlich mit ganz anderen Augen betrachten wuerde. Begeistert wurde ich auf die bunten Hofeingaenge, die grossen, alten, verzierten Tueren oder auf den Ausblick Arequipas mit seinen schneebedekten Vulkanen, dem pastelfarbenen Himmel und den wuestigen Sandberge aufmerksam gemacht.
Am meisten hat es mir jedoch bedeutet ihnen die Seiten Arequipas zu zeigen, die den meisten Auslaender verschlossen bleiben: Der Markt "Feria", bei dem sie gar nicht aus dem schauen und rätseln herausgekommen sind, was denn jetzt genau dieses Organ da ist, das neben den anderen Fleischdruemmern auf der Theke ungekuehlt liegt. Die Busfahrten mit den viel zu schnell fahrenden Bussen und den Copradoren(Geldenisammlern) an der Tuer, die unaufhoerlich die Ziele des Busses den Leuten auf der Strasse entgegenschreien.Den Salsaunterricht.Und meine Arbeit bei Circa:
In der im Slum liegenden Schule, die wir besuchten, wurde extra ein kleiner Snack mit allen Lehrern fuer uns vorbereitet und die Kinder meiner frueheren Klassen sangen Lieder und presentierten ein wenig ihr Koennen im Englischen.
Die Kinder der Kinderheime liesen sich von meinen Eltern etwas vorlesen, gaben eine kleine Hausbesichtigung oder wollten, dass
man ihnen bei den Hausaufgaben hilft.
In einem Dreitagesausflug zum Titikakasee konnte ich ihnen das zeigen, was ich im Novemeber schon mit Freunden besucht hatte.
Nach diesen 1.5 Wochen mit ihnen hier, hatte ich das Gefuehl, dass ich ihnen in dieser Zeit viel von meinem Leben, Alltag und Arbeit hier in Arequipa zeigen konnte.









Cusco


Nach der Ankunft meines Papas und drei weiteren Tagen mit ihm in Arequipa, ging es fuer uns im Bus weiter nach Cusco (3430m), der ehemaligen Inkastadt. Ihr Name kommt aus der Sprache der Einheimischen Quechua und bedeutet: "Nabel der Welt". Aufgrund seiner ergreifenden Geschichte und den vielen araeologischen Staetten, die zu besichtigen sind, ist Cusco zu einem riessigen Tourismuszentrum geworden.
Neben seiner beeindruckenden, fantastischen Geschichte der Inkas traegt die Stadt gleichzeitig auch eine sehr schwere Vergangenheit: die willkuerlich Zerstoerung des Inkareichs durch die spanischen Eroberer. Bei der Eroberung wurden Tausende von Inkas ermordet oder fielen den europaeischen Krankheiten zum Opfer. Die Heiligtuemer und Palaeste der Inkas wurden ausgeraupt, verbrannt und zerstoerrt, um auf deren Grundmauern im spanischen Barockstil katholische Kirchen und Herrenhauser zu errichten.
Laeuft man durch die Strassen Cuscos, findet man an fast jeder Ecke ein Gebaeude, das Merkmale des Baustils der Inkas, gleichzeitig aber auch der Spanier vorweist.

Da Cusco, wie Arequipa, in einem Erbebengebiet liegt, wurde die Stadt Cusco schon des oeftern von Erbeben heimgesucht und viele Gebauede stuerzen zusammen; die Grundmauern der Inkas jedoch blieben jedoch immer unbeschaedigt. Das liegt an ihrer fantastischen Bauweise: Bei der Konstruktion ihrer Gebaeude wurden die Steine von den Inkas so exakt behauen, dass sie haargenau aufeinanderpassten und somit zur Stabilisierung kein Moertel oder aehnliches benutzt werden musste.

Diese geschichtenreiche Stadt nahmen wir als Ausgangspunkt unserer Touren.






Parque Nacional de Manu - Manu Nationalpark




Nach einem kurzen Aufenthalt in Cusco, ging es für uns bald von den Anden runter in den Regenwald. Weil es in diesem Jahr in Peru so viel wie schon nicht mehr seit langem geregnet hatte, fing unser Abenteuer gleich auf der Hinfahrt an: Gesperrte Strassen, enge Wege am Bergabhang und dann kurz vor unserer Ankunft: ein abgerutschter LKW, der den ganzen Verkehr auf der einizigen Straße in den Dschungel blokierte. Aufgrund des Gewichts war der LKW abgerutscht und nur die Kabine war noch auf der Straße, der Rest aber, mit seiner ganzen Last hing den Abhang hinuter und wir Touristen sahen es als unmöglich an den LKW noch zu retten und kommentierten deshalb spaßeshalber, ob sie ihn nicht einfach ganz den Hang runterschubsen wollen. Die Erklärung unseres Führers daraufhin war sehr eingehend: Viele Menschen hier bauen sich ihr eigenes, kleines Unternehmen auf, das manchmal nur aus einem kleinen Stand oder eben aus einem einzigen LKW besteht. Und genau deswegen kommt es für die Einheimischen nicht in Frage ihr Ein-und-Alles so schnell aufzugeben, wie das vielleicht ein Europäer machen würde und sich einfach einen neuen LKW kaufen würde. Selbst wenn der LKW zerbeult und sämtliche Achsen gebrochen sind, wird der Besitzer alles tun, um ihn zu reparieren. Denn alles was Wert hat, wird hier nicht einfach weggeschmissen.
Zu unserer Überraschung hatte der Fahrer mit Hilfe der Einhimischen es nach fünf Stunden geschafft, den rießigen Transporter vom Abhang hochzuziehen und wir konnten unsere Fahrt ein wenig verspätet weiterführen.
Angekommen in dem letzten Dorf, dass durch die Straße mit Cusco verbunden ist, wechselten wir auf ein kleines Boot und wurden auf dem Fluss Madre de Dios, der die Grenze
zum Nationalpark darstellt, zu unserer Longe gefahren.
Von dort aus unternahmen wir mit unserem Guide in den nächsten zwei Tagen mehrstündige Wanderungen und Exkursionen in den Dschungel, um Papageien andere Vögel, Schmetterlinge, Planzen und Affen zu beobachten.

Ara Salzlecke

Am dritten Tag ging es früh morgens um fünf mit dem Boot ein wenig flussabwärts zu der großen Ara Salszlecke. Von einer getarnten Plattform aus konnten wir zusehen, wie Schwärme von Aras und Papageienarten herbeigeflogen kommen, um den Lehm am steilen Flussufer zu essen. Die Papageien sind im Dschungel bei Nahrungsmangel oder Revierstreits gezwungen giftige Samen zu sich zu nehmen, die jedoch auf lange Zeit zum Tod führen. Mit den Salzen, die an den Felsen der Salzlecke vorhanden sind, können sie ihre Körper entgiften und so gehört es zu ihrem Lebensalltag regelmäßig die Sallecke aufzusuchen.

Einen Dschungelbesuch kann man weder beschreiben noch mit Fotos festhalten: Eine fantastische Vegetation mit unglaublich rießige Bäume und Pflanzen, wunderschöne, fast handgroße Schmetterlinge, Affen, die sich - bei ein wenig Glück- ganz nah herantrauen, Bananen-,Kakao- und Orangenbäume, die aus dem Boden wachsen, rote, grüne, gelbe Steine im Fluss und neben dem klaren Sternenhimmel ein gigantischer Geräuschpegel bei Nacht.





Salkantaytrekking in den Anden


Wieder zurück hatten wir einige Tage Zeit, um uns wieder an die Höhe zu gewöhnen, denn uns stand eine 4-tägige Wanderung auf bis zu 4600m bevor. Mit einer kleinen, netten Gruppe wurden wir um 5.00 Uhr morgens bergauf bis nach Soraypampa, einem kleinen Dörfchen gefahren. Mit einem fantastischen Blick auf den schneebedeckten Salkantay (6240m)frühstückten wir und wanderten dann, begleitet von den Pferden, die unser Gepäck, Essen und Zeltausrüstung schleppten los. Gleich der erste Tag war der anstrengenste, denn es ging steil bergauf zum Pass auf 4600m. Am meisten machte mir dabi nicht das Bergauf, sondern die Höhe zu schaffen: Man atmet tief ein, aber die Lunge fuehlt sich nicht voll mit Sauerstoff an und schnell holen einen dann Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe oder Schwindel ein.
Deswegen machten wir auch nur eine kleine Rast auf unserem höchsen Punkt (4600m) und stiegen dann die nächsten zwei Tage bergab, womit sich dann nach einiger Zeit die Schmerzen legten.
Das Salkantaytrekking ist die erste Alternative zu dem berühmten Inkatrail, auf dem täglich über 400 Touristen ihre Wanderung zum berühmten Machu Picchu beginnen. Der Ausgangspunkt des Salkantaytreks liegt, anders als der Inkatrail, weiter oben und führt somit durch mehrere Vegetationszonen bis er dann in der Selva, dem Dschungel endet. All diese Vegetationszonen konnten wir beim
Wandern intensiv erleben: Beginnend mit karger Landschaft, eiskaltem Wind und kurzem Hagel führte uns der Guide vorbei an abgelegenen Dörfern weiter bis langsam immer mehr Bäume und dann auch Schmetterlinge zu sehen waren. Es war ein fanatistiches Gefühl so ganz nah an der Natur mit nur ganz wenigen Touristen zu sein, denn

trotz seines guten Rufs wird dieser Trek täglich ungefähr nur von 20 ausländischen Wanderern besucht.

Nach diesen drei Tagen Wanderung -bekocht mit fantastischem Essen- kamen wir in dem Ort aguas calientes an, der für alle Touristen der Ausgangspunkt zu dem berühmten Machu
Picchu ist. Nach diesen Tagen umringt von soviel Ruhe und Natur, war es erschreckend plötzlich von so viele Touristen um sich zu haben und man in jedem Restaurant, Strassenstand und Internetcafe mit überteuerten Preisen ausgenommen wird. Ein wenig enttäuscht gingen wir deswegen zu Bett, um für das Highlight der Tour aufzutanken: Machu Picchu.





Machu Picchu


Hoch oben zwischen den Gipfeln der Anden errichteten die Inkas diese Tempelstadt. Über vier Jahrhunderte hinweg war sie in Vergessenheit geraten, bis sie 1911 Hiram Bingham auf der Suche nach der letzten Stadt der Inka, Vilcabamba, wiederentdeckte.
Was genau dieser Ort auf sich hat, weiß kein Forscher. Viele Theorien wurden aufgestellt und wieder verworfen; und genau das ist das Magische an diesem Ort.
Tatsache ist, dass deutlich mehr weibliche als männliche Skelette gefunden wurden. Deshalb sagt man, daß Machu Picchu unter anderem ein Ort zur Opferung von Jungfrauen an ihren Gott, die Sonne, war.
Warum die Inkas genau diesen Ort zur Anbetung der Sonne auserwählten, ist einfach nachzuvollziehen: Bei Sonnenaufgang liegt Machu Picchu noch im Dunkeln, wird dann aber nach und nach immer mehr von der Sonne beleuchtet, deren Strahlen man durch die Berge brechen sieht
Wie in Cusco haben die Inkas auch hier ihr Geschick bezüglich der Architektur und der Bauweise gezeigt, denn jeder Stein passt perfekt auf den Anderen.

Besonders früh morgens lohnt es sich vor den Touristenmassen diesen magischen Ort zu besuchen und die Ruhe dort zu bewundern.



Wieder Reisen, wieder neue Eindrücke und Bilder, die mich reicher machen.
Und das Schönste: Meiner Familie mein Zuhause gezeigt zu haben!