Das Leben ist wie ein Buch: Wer nicht reist, liest immer nur die selbe Seite.

Freitag, 10. Juni 2011

Abschied.

No es un Adios, es solo un Hasta Luego.





Wer hätte gedacht, dass 10 Monate so schnell vorbei sein können. In den ersten Wochen unseres Jahres hier in Peru standen wir noch so wacklig auf den Beinen; jetzt so fest und gerade wie wir das auch in Deutschland tuen. Das mulmige Gefühl, das ich hatte als ich den Arm ausstreckte, um den Bus herbeizuwinken oder als ich das erste Mal vor dieser rießigen Klasse von Kindern stand und unterrichten sollte oder als wir gemeinsam das erste Mal in die Kinderheime gingen und uns nur mit spanischen Wortfetzen und Händen und Füßen verständigen konnten; dieses Gefühl hat sich schon so sehr verflüchtigt, dass es mir schwer fällt mich daran zu erinnern.
Und genauso schwer sollte es mir fallen mich von meinem nun schon dritten Zuhause wieder zu verabscheiden.

Eine Freundin hatte mir das hier geschrieben:
"Es ist gut, dass dein Herz so in Peru haengt. Das heisst naemlich, dass dein Aufenthalt dort sinnvoll gewesen ist. Und dass du es vermissen wirst heisst, dass du dorthin zurueck kommen wirst, dass das Jahr nicht einfach zu Ende ist fuer dich, sondern auch in Zukunft weitergeht, ein Stein, der ins Rollen gekommen ist.

Aber bevor du nicht gehst, kannst du nicht wiederkommen."




Abschied von den Kinderheimen

Gesungen und Getanzt wurde für mich; nicht nur auf traditionelle peruanische Musik, sondern auch auf Indische. Jede Kleingruppe in Santa Teresa hatte sich etwas einfallen lassen und während der Aufführung feuerten sie sich dann gegenseitig kräftig an.
Ich hatte den Kindern als Abschiedsgeschenk Lutscher, Springseile, Straßenmalkreiden und selbstgestaltete Plakate mitgebracht. Sie beschenkten mich mit Kuscheltieren, einem kleinen Rucksack und Abschiedskarten.
Dann als es zum Abschied kam, wurde eine lange Reihe von wuselnden, kleinen Mädchen gebildet, die ich ein letztes Mal in den Arm nahm.
Weil die Kleinen nicht ganz verstanden, dass wir uns für lange Zeit nicht mehr wieder sehen werden, lag an meinem letzten Tag in diesem Kinderheim keine Abschiedstimmung in der Luft. Es wurde nicht geweint, sondern gelacht und sich über die Geschenke und die Gelegenheit zu Tanzen gefreut.






Ein wenig anders war es dann bei den größeren Mädchen aus Gorretti. Mit ihnen hatte ich besonders in den letzten Monaten sehr viel zu tun und besuchte sie mindestens dreimal pro Woche. Dadurch konnte ich Einzelschicksale besser kennenlernen und mich einigen der Kinder mehr widmen.
Auch ihnen brachte ich neben Springseilen und Fotokollagen an meinem letzten Tag eine Menge bunter Fäden und Perlen mit, dass sie in ihrer Freizeit Armbänder knüpfen können.


Der letzte Tag mit ihnen war nochmal wunderschön. Wir gingen gemeinsam zum Spielplatz, saßen lange auf der Dachterasse, schoßen Fotos, tanzten und redeten eine Menge. Am Abend dann begleiteten sie mich noch auf die Straße und wünschten mir in vielen Liedern alles Gute für meine Zukunft. Als es dann Zeit war zu gehen, da realisierten einige der Mädchen, was es bedeuten wird, wenn ich gleich gehe. Und so wurde geweint und jede wollte mir noch einmal die letzte Umarmung geben. Schnell wurden noch letzte schöne Worte wie "Ich werde dich nie vergessen" und "Ich habe euch unglaublich gern" ausgewechselt, bevor ich mich dann freiboxen musste, um ins Taxi steigen zu können.





"Du sagst du kommst wieder, Senorita Judith. Das sagen alle Franzosen, Spanier und Deutschen, die kommen und dann kehren sie doch nicht zurück. Woher weiß ich dass du wirklich wieder kommst?"

Circa wird neben den fünf deutschen Freiwilligen, die ein Jahr dort wohnen und arbeiten, in den Monaten Juni bis August von einer Gruppe Franzosen und Spaniern unterstützt. Konkret heißt das für die Kinder der Kinderheime, dass viel gebastelt, gemalt und gespielt wird. Für die Kinder ist das immer ein großes Ereignis, denn sonst gibt es während des Jahres nur Wenige, die sie regelmäßig betreuen.
Bloß hat das alles einen Hacken: Die Kinder binden sich sehr schnell an diese jungen, motivierten Menschen, die ihnen so viel Liebe und Aufmerksamkeit geben. Und dann nach ein paar Wochen oder Monaten müssen diese wieder zurück in ihr Land. Viele der freiwilligen Helfer versichern den Kindern dann, dass sie bald wieder kommen werden; vielleicht um den Kindern und sich selbst den Abschied nicht allzu schwer zu machen oder auch, weil sie es wirklich vorhaben, dann aber in ihrem Heimatland merken wie eingespannt sie sind und dass das mit der Rückkehr doch nicht so einfach war wie gedacht.
Für mich war es dann schwer den Kindern zu vergewissern, dass ich wirklich zurückkommen werde;und das so bald wie möglich.




































Ein letztes, gemeinsames Essen

In der Circazentrale wurde nochmal richtig für mich aufgekocht und so aßen wir dort ein letztes Mal gemeinsam mit der Chefin.










So sehr ist mir dieses Land mit seinen Menschen in diesem Jahr ans Herz gewachsen. Und so sehr widerstrebte sich alles in mir zu gehen; doch gleichzeitig spürte ich, dass es auch Zeit war. Gemeinsam trösteten wir uns dann mit den Worten:

"No es un Adios, es solo un Hasta Luego!"

"Es ist kein Abschied, eher ein Bis Später!"

Samstag, 4. Juni 2011

Salsaauftritt im peruanischen Fernsehen.


Seit 3 Monaten fuehrt mein Weg regelmaessig zur Tanzschule Si o Si, um gemeinsam mit Peruanern und anderen Freiwilligen Salsa zu tanzen. Anfangs waren es noch die regulaeren dreimal pro Woche; mittlerweile bin ich fast jeden Tag dort; komme frueher und gehe spaeter. Mit der Zeit sind wir als Gruppe zusammengewachsen und gute Freunde geworden; man quatscht nach dem Salsaunterricht noch lange miteinander und geht zusammen in die beste Salsadisko der Stadt.
Es war eher Zufall, dass ich letzten Donnerstag abends kurz vorbeischaute; und weil noch ein Maedchen fuer die Auffuehrung am naechsten Morgen gebraucht wurde, wurde ich sozusagen ungefragt herzlich in die Tanzgruppe aufgenommen, die sich dann aus vier Tanzlehrern und zwei Voluntaerinnen zusammensetzte.
Unsere Aufgabe sollte daraus bestehen, drei verschiedene Figuren von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden jeweils nach der Erklaerung des Tanzlehrers nachzutanzen und dann zum Abschluss eine kleine Rueda zu tanzen.

Rueda

Rueda ist ein Gemeinschaftstanz, in dem sich die Tanzpaare im Kreis aufstellen und eine Person jeweils ansagt welche Figur getanzt werden soll. Normalerweise endet jede Figur mit einem sogenannten Dile que no, in dem die Frau an den naechsten Mann weitergegeben wird.
In dieser Art des gemeinsamen Salsatanzes kann geuebt werden mit steandig wechselnden Partnern zu tanzen und sich an alle Figuren und deren Namen zu erinnern.
Ausserdem macht es einen Heidenspass gemeinsam mit Freunden zu ganz wunderbarer Salsamusik zu tanzen.


Freitag morgen trafen wir uns also in der Tanzschule und nachdem wir unsere Outfits bekommen hatten und von der Chefin geschminkt und hergerichtet wurden, ging es in das Filmstudio der Universitaet. Der Auftritt selbst dauerte nur einige Minuten, machte aber riessig Spass;
Danach waren alle unglaublich begeistert und zufrieden: "Und das naechste Mal dann in Frecuencia Latina und dann in MTV"