Das Leben ist wie ein Buch: Wer nicht reist, liest immer nur die selbe Seite.

Sonntag, 5. Dezember 2010

En los colegios – in den Schulen













Seit meinen ersten, etwas unsicheren Englischstunden im August, hat sich viel getan. Ich fühle mich in den meisten Klassen sehr wohl und das Unterrichten und Entertainen macht mir wirklich Spaß. Zu den Kindern habe ich ein gutes Verhältnis aufgebaut und der Englischunterricht ist für sie oft das absolute Highlight des Tages.

Weil ich um die 300 Kinder unterrichte, ist es leider unmöglich für mich alle Namen zu lernen. Würde ich die ratschenden oder herumlaufenden Kinder beim Namen nennen können, würden sie schneller reagieren und besser auf mich hören; so bleibt es oft bei einem: „DU, setz dich hin.“ oder „DU, wie spricht man das aus?“ Vielleicht wird sich das im nächsten Jahr ändern, wenn ich einige Klassen zweimal die Woche unterrichten darf.

Die Kinder haben uns momentan nur einmal die Woche und somit fällt es uns Freiwilligen und den Kindern schwer mit dem Stoff voranzukommen. Viele lernen nicht Zuhause und haben so bis zur nächsten Stunde den Stoff wieder vergessen. Die ersten 20 Minuten der Unterrichtsstunde gehen also meistens damit drauf, dass wir alles nochmal wiederholen oder neu lernen. Die Kinder langweilt es natürlich schnell, wenn wir keinen neuen Stoff durchnehmen, sondern den alten immer wieder durchkauen bis ihn fast jeder kann. Mir fehlt es in diesen Situationen leider noch an Ideen auch diesen Teil des Unterrichts interessant zu gestalten und so wird es schnell mal lauter in der Klasse. Bis zu den ersehnten Sommerferien haben unsere Schüler nur noch zwei Schulwochen und so beginnt jetzt die Zeit der Abschlussexamen. Für uns bedeutet das einige Enttäuschungen, aber auch kleine und große Erfolgsmomente: Es wird sich herausstellen, wie viel unsere Schüler in den letzten vier Monaten im Englischunterricht mitnehmen konnten.
Viele meiner Kinder haben noch in der vierten und fünften Klasse Probleme damit fehlerfrei spanische Wörter zu schreiben oder einfach richtig von der Tafel abzuschreiben. Da sich die Aussprache von der Schreibweise im Englischen – im Vergleich zum Spanischen- für sie sehr unterscheidet, haben sie mit den englischen Wörtern noch mehr Probleme. So wissen sie oft - durch endloses Wiederholen der Wörter im Unterricht- wie man die Wörter einigermaßen richtig ausspricht, jedoch nicht wie man sie schreibt und so fallen die schriftlichen Examen oft leider sehr, sehr schlecht aus. Dann gibt es aber auch die anderen Schüler, die alle Wörter richtig buchstabieren können, auf jede Stunde vorbereitet sind und Zusatzaufgaben haben wollen. Deren schriftliche Examen fallen im Normalfall sehr gut aus und für uns Freiwillige ist das oft die Bestätigung, dass die letzten vier Monate Englischunterricht im Bezug auf das Wissen der Kinder nicht ganz umsonst war.

Die schulischen Leistungen der Kinder können meistens nicht nur mit Fleiß oder Faulheit begründet werden. Viele kommen aus schwierigen Familienverhältnissen. Die Väter sind Alkoholiker oder haben die Familie verlassen, die Mütter arbeiten oft den ganzen Tag und können deswegen ihre Kinder nicht betreuen, geschweige denn bei den Hausaufgaben helfen. Für die Schüler der Secundaria (7-11. Klasse) ist es ganz normal nachmittags und manchmal sogar nachts ihre Eltern bei der Arbeit zu unterstützen und so ist es nicht verwunderlich, wenn es ihnen schwer fällt im Unterricht völlig übermüdet aufzupassen. Die Themen Gewalt oder/und Kriminalität sind leider oft ein konstanter Bestandteil der Leben der Kinder. So fällt es uns Freiwilligen sehr schwer einzuschätzen, warum ein Kind sich nicht am Unterricht beteiligt oder seine Hausaufgaben nicht erledigt, besonders weil wir nicht die Zeit und Kraft haben uns mit jedem Kind intensiv auseinanderzusetzen, um dessen Geschichte zu erfahren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen