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Sonntag, 22. Mai 2011

Brillen fuer das Kinderheim Goretti.


Mangelnde, schulische Leistungen der Kinder hier in Peru kann viele Gruende haben: keine oder zu wenig Betreuung und Unterstuetzung von der Seite der Eltern aus, eine unerkannte Leserechtschreibschwaeche, Erschoepfung, weil Nachmittags und Abends im Geschaeft der Eltern ausgeholfen werden muss und keine Zeit fuer Hausaufgaben und Entspannung bleibt..
.. oder eine Seeschwaeche.

"Señorita, soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Ich sehe nicht richtig!"; dieser Satz der 12-jaehrigen Joselin hat mich aufmerksam gemacht.

Und so ging es in den letzten zwei Wochen erst mit einzelnen und dann vorgestern mit Allen zum Augenarzt. Zuerst hatte ich geplant selbst einen Seetest zu erstellen und dann nur diejenigen zum Arzt zu begleiten, bei denen ich selbst eine Seeschwaeche feststelle. Doch wer -und ausgebildet in diesem Gebiet- koennte unterscheiden, ob ein Kind eine Seeschwaeche von o,5 hat -also nicht unbedingt eine Brille benoetigt- oder ob die Dioptrinstaerke schon 2 betraegt und das Tragen einer Brille unabdingbar ist.
Weil ich mich selbst nicht in der Lage fuehlte solch eine Entscheidung zu treffen und auch weil eine Kontrolle aller Kinderaugen einmal noetig war, machten wir also gemeinsam einen Tagesausflug ins Zentrum.
Der Arzt fand: Dioptrinstraerken von 3,4,6,7,8,9, zu grosse, ungesunde Pupillen wegen zu wenig Sonnenschutz vor der hohen Sonneneinstrahlung und beinahe Blindheit auf einem Auge (" Aber Señorita, ich sehe doch auf einem Auge ganz normal!")
Letztendlich bekamen von 28 Maedchen 22 eine Brille verschrieben.

Einige Gruende, weshalb so viele der Kinder eine Brille benoetigen, sind folgende:
Viele Kinder bei CIRCA kommen aus Familien, in denen sie vernachlaessigt wurden oder ihnen aufgrund der Verhaeltnisse (Geldmangel, verstorbene Eltern, Arbeitsalltag) keine ausreichende Versorgung und Ernaehrung ermoeglicht werden konnte. Wer sich jahrelang -besonders in seiner Entwicklungsphase- nur von Kartoffeln, Reise, Eiern und Qunia ernaehrt, dem fehlen die Vitamine, besonders Vitamin A, das zur Verbesserung der Augen beitraegt.
Weiter kommen einige der Kinder aus kleinen Doerfern in den Bergen auf ueber 4000m Hoehe. Dort ist die Sonneneinstrahlung sehr hoch; die Bevoelkerung schuetzt sich aber davor leider zu wenig. Die Pupillen gewoehnen sich an so viel Licht und weiten sich dann dementsprechende stark, um normal sehen zu koennen, wenn sich die Person unter normalen oder niedrigen Lichtverhaeltnissen befindet. Ueber laengere Zeit bedeutet das, dass sich die Pupillen nicht mehr vollstaendig verkleinern. Die kleine Julia aus einem Bergdorf in der Naehe von Cusco muss deswegen jetzt immer eine verdunkelte Brille tragen, damit das Licht ihren grossen Pupillen nicht schadet.


Meine Aufgabe waere es jetzt zu ueberpruefen, ob alle regelmaessig ihre Brillen tragen, denn viele weigern sich oder sehen es nicht ein ploetzlich eine Brille zu tragen: "Aber Señorita, ich hab doch frueher auch meine Hausaufgaben machen koennen und wenn ich nicht lesen kann, was auf der Tafel steht, setz ich mich eben vorne auf den Boden oder schreibe von meiner Nachbarin ab.", doch mein Dienst geht diese Woche zu Ende und so bleibt mir nur den Kindern von den schlechten Folgen zu erzaehlen und mir von allen versprechen zu lassen und zu hoffen, dass sie regelmaessig ihre Brillen aufsetzen.



An dieser Stelle: Vielen, vielen Dank fuer all die Spenden, von denen ich die Arztbesuche und Brillen bezahlen konnte.

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