Das Leben ist wie ein Buch: Wer nicht reist, liest immer nur die selbe Seite.

Dienstag, 17. Mai 2011

"Señorita Judith, es war so schoen! Ich war noch nie im Schwimmbad!"


Da ging mir das Herz auf, als sämtliche Kinderaugen zu leuchten begannen, bei meiner Verkündigung am Essenstisch: "Wisst ihr denn alle schon, dass wir dieses Wochenende gemeinsam schwimmen gehen werden?"


Das Kinderheim Goretti, der 10-14 jährigen Mädchen liegt ganz in der Nähe des Schwimmbades, das von einem deutschen Pfarrer gestiftet wurde; doch wegen Kosten und fehlender Begleitung haben die Mädchen es noch nie ins Innere des Gebäudes geschafft, sondern laufen tagtäglich auf ihrem Weg in die Schule nur daran vorbei.

Bei der Planung unserer Wochenendaktion stellte sich schon bald das erste Problem: nur die Hälfte der Maedchen hatte einen Badeanzug. Weil Badeutensilien auch hier nicht günstig sind, entschieden wir uns in zwei Gruppen zu gehen: Eine vormittags, die Andere nachmittags. Und schon da liefen ein paar Tränchen als es darum ging, wer denn in der ersten Gruppe sein wird.

Angekommen am Schwimmbad, wurden noch schnell von den Spendengeldern die Schwimmhauben gekauft, die Einrittskarten bezahlt ("Judith, was mach ich jetzt mit dem Zettel? Kann ich den wegschmeißen oder muss ich den aufheben?") und blitzschnell landeten dann in der Umkleidekabine die Klamotten auf dem Boden, Unterhosen wurden vergessen auszuziehen und das erst bemerkt als man schon mit Bikini unter der eiskalten Dusche stand.


Es war herrlich den Mädchen dabei zuzuschauen wie sie sich mit Wasser bespritzten, tauchten, ihre ersten Schwimmversuche starteten oder Hechte ins Wasser übten, die meistens in einem Bauchplatscher endeten. Und als wir sie dann nach den drei Stunden aus dem kalten Wasser holen wollten, entwischten uns alle lachend in das nächste Becken mit einem bettelnden: "Noch 10 Minuten!"

Hungrig, erschöpft und überglücklich liefen wir dann den kurzen Weg nach Hause, wo die nächste Gruppe auf den Bikinitausch wartete.

Es ist erschreckend und gleichzeitig wunderschön zu sehen, mit wie wenig ich hier meine Mädchen glücklich machen kann: einem Besuch ins Schwimmbad, von dem sie Wochen später noch erzählen werden, eine Tüte Chips oder dass ich ihnen meinen MP3-Player für fünf Minuten ausleihe.
Es macht mich ein wenig traurig, dass für Vieles, das ich mit den Mädchen noch unternehmen wollte, keine Zeit mehr in meinen letzten zwei Wochen bleibt. Doch gleichzeitig beruhigt mich die Gewissheit, dass das Wenige, was ich ihnen geben konnte, für sie sehr viel bedeutet.

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